Ein. Aus. Ein. Aus.
Meine Augen sind sanft geschlossen. Ich konzentriere mich auf meinen Atem und merke, dass er noch ziemlich rasch in meinen Körper ein und aus strömt. Zu rasch. Noch. Auch mein Rücken fühlt sich noch angespannt an. Vom Streit. Vorhin. So nichtig und doch so heftig. Wegen nichts, was eigentlich Sinn macht. Ich merke, dass ich wieder zu denken beginne. In die Vergangenheit abschweife. Mir den Streit zurück hole. Das ungute Gefühl dabei. Die Emotionen. Wut. Unbändige Traurigkeit, weil ich weiß, dass dieser Streit nur Energie frisst, aber nichts löst. Mich müde macht. Nichts verändert. Ich merke, dass ich noch immer in meinen Gedanken hänge und dass sie mich in diese Verzweiflung wieder hineinzwingen.
Ich atme bewusst tiefer durch. Schnaufe schon fast. Wie ein Pferd. Ich muss lachen. Fühlt sich plötzlich leichter an. Noch nicht gelöst, aber leichter. Merke wie meine Wut wieder verraucht. Die Vergangenheit verblasst. Besser. Ich lächle und schnaufe absichtlich wie ein Pferd. Jetzt lache ich lauthals über mich selbst. Ja, definitiv besser. Leichter. Zweiter Versuch. Oder ist es schon der dritte? Egal, nicht wichtig.
Tiefer Atemzug. Sauge alles an möglicher Luft in meinen Körper hinein. Spüre meine Rippen. Immer weiter und weiter wölben sie sich nach außen. Ein Gedanke. Können Rippen platzen? Nein, ich meine die Lunge. Könnte sie eigentlich platzen, wenn ich zu viel Luft in mich hinein hole? Ein Lächeln umspielt meine Lippen. Mein Gehirn möchte heute anscheinend keine Ruhe geben. Sei endlich still, sage ich zu ihm. Du hast jetzt Pause. Nicht einmal Blödsinn darfst du mir jetzt schicken. Pause. Ruhe.
Ich atme wieder bewusster ein und aus. Merke, dass es jetzt besser klappt als zuvor. Werde ruhiger. Mein Atem ebenso. Langsamer. Tiefer. Voller. Ich möchte noch weiter in die Stille sinken. Lächle über mein Wollen. Nützt eh nichts. Lasse das Wollen wieder los. Gefühlt. Gewusst. Nicht gedacht. Mein Gehirn weiß bereits, wann es nur die zweite Geige spielt. Jetzt ist die Stille an Platz eins. Ruhe. Regeneration. Innere Stille.
Ein.. Aus.. Ein.. Aus..
Mein Rhythmus wird immer langsamer. Gefühlt. Ohne zu denken. Ich spüre wie sich mein Rücken wie von selbst zu halten beginnt. Aufrecht. Kerzengerade. Doch entspannt. Daumen und Zeigefinger liegen mit sanftem Druck aufeinander. Auf meinen Knien. In meinem Schoß. Ein... Aus... Ein... Aus... Den Atem nur mehr wahrnehmend. Kein Denken. Kein Gedanke. Nur fühlend. Ich sinke immer tiefer in mich selbst. Nicht körperlich. Mein Körper sitzt aufrecht im Schneidersitz. Erhaben. Den eigenen Raum einnehmend. Meine Aufmerksamkeit wandert nach innen. Schaut sich gefühlt in meinem Körper um. In meinem Sein. Sehe Dunkelheit. Vertraut. Sanft. Umhüllend wie eine angenehme Decke. Weiße, leuchtende Punkte. Sterne? Ich wundere mich, bleibe aber beim Atmen. Bewusst. Neugierig. Sehe ich Sterne? In mir? Mit einem leichten Schmunzeln. Mein Universum? Denke. Ohne einen Gedanken. Und mich durchströmt plötzlich Dankbarkeit. Eine große Welle an Energie. Freude. Bemerke meine Augen werden feucht. Leicht verwundert. Eine Reaktion auf mein Universum?
Nehme am Rande wahr, dass ich meine Finger nicht mehr spüre. Weiß, sie sind da. Spüre an deren Stelle nur Kribbeln. Pulsieren. Wärme. Die gesamte Fläche, aber keine einzelnen Finger. Sind Daumen und Zeigeginger noch aneinander? Keine Ahnung. Egal. Lasse die Wahrnehmung wieder nach innen gleiten. Die Finger sind jetzt nicht wichtig. Ein..... Aus..... Ein..... Aus..... Tiefe Atemzüge. Fast, wie wenn ich schlafen würde. Schaue wieder nach innen. In mich selbst. Friedlich. Atmend. Gedankenleer. Sehr angenehm, fühle ich. Kein Gedanke. Nur eine Wahrnehmung. Wieder der dunkle Raum. Definitiv leuchtende Sterne.
Sehe mich plötzlich selbst in mir sitzen. Meditierend. Mitten im Universum. Eingehüllt von angenehmer Schwärze und goldenen Punkten. Glitzernd. Strahlend. Sehe mir mein inneres Bild an. Frieden breitet sich in meiner Brust aus. In meinem Herzen. Ein Gefühl von zu Hause sein. Kraft. Endlos. Wieder feuchte Augen. Erkennen. Resonanz. Mein eigenes Universum. In mir. Der Atem strömt schon längst wie von selbst. Sanft. Langsam. Gedankenlos schaue ich in mich. Fühle. Freude ist zu wenig. Das Gefühl ist tausendmal stärker. Intensiver. Frieden. Harmonie. Kraft. Vertrauen. Sehe mich zwischen den goldenen Sternen schweben. Absolutes Vertrauen ins Universum. Ins äußere und auch in meines.
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